Donnerstag, 17. Januar 2008
Emulsion
Entwicklung geschieht da, wo scheinbar unvereinbare Gegensätze durch des Menschen Geschick doch vereint werden (z.B. Öl und Wasser trennen sich. In einer Emulsion vereint kommen neue Qualitäten zum Vorschein)

Wie können die Gegensätze von Arbeitgeber und Arbeitnehmer oder von Selbständig und Unselbständig in eine „Emulsion“ eingebracht werden?

Was trennt denn Arbeitnehmer und Arbeitgeber so wie sie heute vorzufinden sind? zuerst wird es heißen: Der Arbeitgeber bringt Kapital ein und der Arbeitnehmer seine Arbeit. Schauen wir doch ein bisschen genauer hin. Es gibt Unternehmen mit 80 % Fremdkapital und 20 % Eigenkapital. Zu der Arbeitgeber-Seite zählen nur die Eigenkapital-Geber. Und was die von den Fremdkapital-Gebern unterscheidet ist, dass sie das Risiko des Unternehmens tragen. Nun versucht man die Polarität Arbeitgeber Arbeitnehmer zu überbrücken dadurch dass Arbeitnehmer Aktien kaufen. Ein stück weit ist es eine Brücke, aber eine sehr kleine. Das Gehalt bleibt wie es ist und das Kapital auch. Wie soll es denn anders sein? ein Arbeitnehmer bringt nun mal kein Geld in das Unternehmen, sondern verlangt Geld, könnte ein Argument sein. Dem halt ich entgegen: Ein Geldgeber (Eigen + Fremd) gibt Kapital, welches im Unternehmen erhalten oder vermehrt werden soll und bekommt jährlich eine Verzinsung. Also er bekommt auch Geld wie der Mitarbeiter durch seine Arbeit. Es unterscheidet den Eigenkapitalgeber vom Fremdkapitalgeber und vom Mitarbeiter, dass er mehr Verzinsung bekommt, wenn das Unternehmen gut läuft und weniger, wenn es schlecht läuft. Wenn es ganz schlecht läuft verliert er noch sein eingesetztes Kapital. Für das Tragen dieses Risikos bekommt der Eigenkapitalgeber - zur Vermeidung von Verlust und zur Gestaltung von Gewinn - das Recht das letzte Wort im Unternehmen zu haben. Das ist auch gut so. Ich würde keinem empfehlen ein Risiko zu übernehmen, das er nicht steuern kann. Und diese Risiko Übernahme und damit das Steuern des Unternehmens gibt den Risiko tragenden einen Vorteil, der sich darin niederschlägt, dass sie (bei geschickter Ausübung oder Delegation) mehr verdienen als nicht Risiko tragende (Risikoaufschlag).
Dieses Recht auf das letzte Wort (Stimmrecht in der Gesellschafterversammlung) haben wir also am Risiko tragen festgemacht, nicht ans Geld geben. Ein Mitarbeiter gibt kein Geld, sondern seine Arbeitskraft, aber das Risiko des Unternehmens kann er über das Gehalt sehr gut tragen. In guten Jahren mehr Gehalt - in schlechten Jahren weniger Gehalt. Er sollte das aber nur tun, wenn er ein Stimmrecht in der Gesellschafterversammlung bekommt, die jetzt auch Versammlung der Risikotragenden genannt werden kann. Hier haben wir nun eine „Emulsion“ aus Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Wir haben weiterhin die Polarität Risiko tragend - kein Risiko tragend. Ein Mitarbeiter ist aber nicht dazu verdammt auf der Seite der nicht Risiko tragenden zu stehen und sich mit durchschnittlich niedrigerem Einkommen und weniger Mitbestimmung zufrieden geben zu müssen. Damit ist auch der Gegensatz von Selbständig und Unselbständig überwunden, denn es ist auch dort das Risiko tragen, das den Unterschied ausmacht. Ein Risiko tragender Mitarbeiter kann Mitbestimmen und ein höheres Einkommen erzielen, so wie ein Selbständiger.

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